NAOKO ist ein Jongleur.

Leichthändig, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen, spielt der aus Japan stammende Künstler mit unterschiedlichen, sich in ihrer poppigen Farbigkeit aufdrängenden Bilderwelten:

Schnipsel aus der Ikonenmalerei, Anlehnungen an die Sprache der Werbung, Kitsch genauso wie Puzzleteile aus buddhistischen Heiligenbildern und indischen Skulpturen. Scheinbar wahllos zusammengewürfelt, fügen sie sich zu einer Gesamtkomposition, die das Auge durch Überschneidungen, Brüche, mannigfaltige Stilrichtungen und Techniken einfängt.
Fremdartig ornamental erscheinen Naokos Werke, in deren Mittelpunkt meist junge Frauen stehen. In koketten, beinahe puppenhaften Posen, die sich dennoch ganz an der zentralen Darstellung der Ikonen orientieren, locken sie den Betrachter.

Komm näher!

Angebetet wollen diese Frauen sein.

Zum Niederknien!

Wer kann sich ihrer Verlockung entziehen?

Doch sind diese attraktiven Göttinnen nun schmückendes Beiwerk oder Trägerinnen einer Botschaft?

Durch Bezüge auf unterschiedliche religiöse Symbole – der Heiligenschein aus der christlichen und buddhistischen Symbolik oder die Feuergirlanden der indischen Gottheit Shiva – scheinen diese Frauen über ihren weiblichen Reiz hinaus tatsächlich stilisiert und ikonisiert , d.h. bedeutungsvoll geheiligt zu werden. Sie sind göttlich und menschlich zugleich.

Ewig und weiblich.

Fast nebenbei verstärken die sich (schein-)heilig vermittelnde Überpräsenz und die den Frauen nur zufällig zugeordnet erscheinenden Accessoires, z.B. Puppen, einzelne Schuhe, Stofftiere und aus der Herrschaftssymbolik entlehnte, aber spielerisch umgeformte Gegenstände, diese Anziehungskraft. Doch übertrieben unwirklich in ihrem Ausdruck und darin in ihrer eigentlichen Bedeutungslosigkeit als bloße Trägerinnen einer Komposition entlarvt, ermöglichen Naokos weibliche Ikonen Distanz.

Frei von an den Bildern haftenden bedeutungsvollen Sujets entsteht so eine Ästhetik, die nach nichts fragt – außer nach sich selbst. Suggerieren traditionslastige religiöse Elemente Wichtigkeit und darin Anspruch auf Wirklichkeit, so hebt Masahito Naoko Okamoto diese durch seine Jonglage mit Mitteln der Ironie, der Übertreibung, der Verformung und Verfremdung also auf und überführt sie in einen Raum der Leichtigkeit.

Weg von der weihrauchverhangenen, sinngefüllten Anbetung der (Werbe-)Ikonen hin zu ästhetischer Wahrnehmung und ihrer Wirkung. Das Image und seine Komposition zählen, der Inhalt wird nebensächlich. NAOKO lädt damit zunächst zum sinnlichen Genuß ein, zum unmoralischen Spiel mit Äußerlichkeiten.

Erst der Betrachter verleiht seinen Werken tiefere Bedeutung, entschlüsselt neugierig das Geheimnis der verfremdeten und dennoch anziehenden Frauengestalten, die für Momente Sinn und Geschmack für das Unendliche erahnen lassen.

Karin Hoffmann - Kontny